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Das "Hintern-nicht-hochkriegen" lauert in jeder Beziehung!

von Petra Nordhaus

Das „Hintern-nicht-hochkriegen“ lauert in jeder Beziehung wie eine Krake, die ihre Tentakel hungrig und beharrlich nach der Beute ausstreckt. Wichtig deshalb, diesen Beziehungsgauner im Blick zu behalten!

Wer seine Beziehung einfach so laufen lässt, der bekommt über kurz oder lang die Quittung für sein kleinklein an Energieaufwand. Es ist eine Sache der Natur, dass nur das erhalten bleibt, was gepflegt wird.

„Hintern hoch“ = Krafteinsatz

Die Beziehung pflegen, wenn der Alltag einen komplett fordert, das ist kein leichtes Spiel. Ein voller Arbeitstag, ein Haushalt der gehändelt werden will, vielleicht auch noch Kinder, die versorgt und betreut werden müssen – damit sind die eigenen Ressourcen erschöpft. Was darüber hinausgeht, wird schnell in Kategorien einsortiert wie „nicht machbar“ oder „nicht zwingend nötig, um im Alltag zu bestehen“. Bei einer anderen Denke müsste man - salopp gesagt - den Hintern hochkriegen. Ist alles geschafft, wollen sich viele Partner am liebsten aber nur noch ausruhen. Oft läuft dabei die Glotze oder es wird auf dem Tablet gedaddelt.

„Den Hintern nicht hochkriegen“-Argumente

 Das sind die drei Hauptargumente mit denen Partner Ihr Nicht-tun vor sich selbst oder dem Anderen rechtfertigen:

  1. "Später"

Wer sich nicht aufrafft und über seinen Schatten springt, der beruhigt sich selbst oft mit Sätzen wie „Heute bin ich so was von fertig, morgen nehme ich mir Zeit.“ Auch dem Partner gibt man keine grundsätzliche Absage, sondern vertröstet ihn auf ein „Später“. Indem man die Beziehungspflege verschiebt, will man sich selbst weiß machen, dass aufgeschoben nicht aufgehoben ist. Blöderweise läuft es aber genau darauf ganz oft hinaus.

  1. „Sooo wichtig ist es nicht“

Man macht die Dinge in ihrer Bedeutung kleiner und hält so einen Handlungsdruck in Schach. „Wenn sie diesen Kinofilm unbedingt sehen will, soll sie doch eine Freundin fragen“ oder „Ich muss den Garten noch fertig machen. Wenn er dafür kein Verständnis hat, weiß ich es aber auch nicht mehr.“ Man hält sich die Beziehungsarbeit vom Leibe indem man das Auf-den-Partner-zugehen als nicht nötig einsortiert oder ein Bedürfnis des Partners abwertet. 

  1. "Läuft doch"

Bei wem die Beziehung ohne viel Reibung funktioniert, der läuft Gefahr sich mit einem „läuft doch“ einzurichten. Wer nicht bewusst auf den Partner eingeht, der gibt sich zu schnell zufrieden. Er merkt nicht, wenn der Beziehungs-StatusQuo bröckelt.

Wenn Partner ihren Einsatz immer wieder wegargumentieren und sich im Nichts-Tun einnisten, ist das schlimm. Und zwar deshalb, weil es zeigt: Hier weiß jemand nicht Bescheid über die große Bedeutung der Hintern-hoch-Momente. Dieser Jemand merkt deshalb auch nicht, wie er mit einer Laissez-faire-Haltung seine Beziehung ins Straucheln bringt.

„Hintern hoch“, weil es sich lohnt

Hintern-hoch-Momente sind die Eintrittspforte für Nähe und Verbundenheit. Sich aufraffen und Einsatz bringen, zeigt dem Partner 

„Du bist mir wichtig.“

„Ich sehe dich.“

„Ich interessiere mich für dich.“

„Ich verbringe gerne Zeit mir dir.“

„Ich fühle mich wohl mit dir.“

„Ich will dir was Gutes tun.“

Und sie belohnen mit dem Moment danach: einem Gefühl von satt, zufrieden, wohlig oder froh.

Wer ständig diese Chancen verpasst oder an sich vorbeiziehen lässt, der entfernt sich vom Partner. Deshalb ist es wichtig solche Momente zu erkennen. Und davon gibt es in jeder Beziehung reichlich.

 
„Hintern-hoch-Momente“ erkennen

Ich unterscheide drei Kategorien von Hintern-hoch-Momenten:


Mini-Hintern-hoch-Momente

Kennzeichen: spontan, aus dem Moment heraus, meist wenig Zeitaufwand

Häufigkeit: mehrmals am Tag

Beispiele:

- Den Gesprächsball des Partners aufnehmen, wenn dieser signalisiert „ich will Kontakt“. 

- An frühere Äußerungen des Partners andocken, Interesse zeigen und nachhaken. Zum Beispiel erzählt der Partner von einem wichtigen Arbeitstermin und Sie wünschen ihm am Tag des Tages viel Glück oder fragen von sich aus nach, wie es gelaufen ist.

- Dem Partner zur Seite springen, wenn Sie merken, dass er Hilfe brauchen könnte. Beispielsweise beim Vorbereiten des Essens, dem Anziehen der Kinder oder der Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch.

- Den Partner umsorgen und ihm etwas Gutes tun, wie den Lieblingsbrotaufstrich mitbringen, eine Wärmflasche machen oder an einen Termin erinnern.

Midi-Hintern-hoch-Momente

Kennzeichen: regelmäßig, in wiederkehrendem Rhythmus

Häufigkeit: täglich, wöchentlich oder monatlich

Beispiele:

- Gewohnheiten:

GutenMorgen-GuteNacht-Abschieds-oder-Begrüßungs-Kuss,

zu zweit den Esstisch abräumen,

der gemeinsame wöchentliche Einkauf,

dem Partner einen Kaffee machen...

- Abgesprochene Qualitätszeit: 

ein regelmäßiger Paarabend,

tägliche 5-Minuten-InnendrinKrams-Austauschgespräche,

eine Paarberatung...
 

Large-Hintern-hoch-Momente

Kennzeichen: Raus-aus-dem-Alltag-Events, geplant + zu besonderen Anlässen

Häufigkeit: etwas Besonderes, nichts Alltägliches, selten im Jahr

Beispiele:

- aufwändige Unternehmungen, die nicht mal eben so in den Alltag passen:

ein Tagesausflug

eine besondere Aktivität (Konzert, Sportart, Erlebnisevent)

ein Kurztrip übers Wochenende

ein Urlaub...

- Specials für die man beim Anleiern reichlich Zeit braucht:

ein Picknick vorbereiten,

einen Liebesbrief schreiben,

eine ganz persönliche Überraschung ausdenken...


Bei den drei Hintern-hoch-Kategorien geht es nicht um ein Entweder-Oder, Besser-oder-Schlechter. Es sind verschiedene Arten, die sich ergänzen. Entscheidend ist, dass Sie einen Kategorien-Mix kreieren, der zu Ihnen, Ihrem Partner und Ihrem gemeinsamen Leben passt - hier und heute.

 

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Foto: Timo Klostermeier / pixelio.de

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Von Petra Nordhaus - Als Beziehungscoach & Paartherapeutin helfe ich Menschen, in Liebesdingen klarer zu sehen