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Was heißt eigentlich „für seine Gefühle verantwortlich sein“?

Jeder von uns hat Gefühle. Der Unterschied ist höchstens, dass manche sie mehr und eher mitbekommen als andere. Und dass manche, Gefühle heftig intensiv erleben, während bei anderen das Gefühlsleben ruhiger abläuft.

Dafür, was an Gefühlen in uns auftaucht, tragen wir keine Verantwortung. Dafür ist, salopp gesagt, Mutter Natur verantwortlich. Natürlich spielt auch unsere Lebensgeschichte mit rein.

Was wir fühlen, macht uns in unseren Beziehungen auch nicht die Probleme. Sondern wie wir mit dem, was wir fühlen, umgehen, führt häufig zu Schwierigkeiten.

Für dieses WIE sind wir als Erwachsene zu 100 Prozent verantwortlich!
Ganz egal wie sich der Partner uns gegenüber verhält. 

Wer Verantwortung für seine Gefühle übernehmen will, …

… der muss zu allererst damit aufhören, jedes Gefühl wie automatisch ungefiltert rauszulassen oder aber pauschal runterzuschlucken. Verantwortlich handeln meint, überlegt zu handeln und auch die Folgen mit zu bedenken. 

Das heißt: Schluss mit Vorwürfen und Rechtfertigungen!

  • Denn wer Vorwürfe macht, lässt einfach bloß pauschal seinen Frust darüber raus, dass er sich schlecht fühlt. Er macht den Partner dafür verantwortlich.
  • Wer sich rechtfertigt, schiebt die Verantwortung von sich weg mit einem „Ich konnte nicht anders, weil …“.

Verantwortlich mit seinen Gefühlen umzugehen, erfordert, die darin enthaltenen Informationen zu entschlüsseln: Was will mir mein Gefühl darüber sagen, wie ich mich mit der Situation oder dem Verhalten fühle?

Nun sind Gefühle an sich allerdings recht kurzlebig. Die Hirnforscherin Dr. Jill Taylor sagt, dass ein Gefühl nur 90 Sekunden andauert. Wie schnell Gefühle wechseln können, sieht man schon bei kleinen Kindern. Gerade noch haben sie gestritten und jetzt spielen sie als beste Freunde wieder einträglich zusammen. Deshalb spielt auch die Halbwertzeit eines Gefühls eine Rolle. Die muss ich einschätzen: 

  • Was bringt es mir und uns jetzt, wenn ich das einfach so rausbölke?
  • Was nutzt es mir und uns, wenn ich es stumm runterschlucke?

Beides Dinge, die gar nicht so einfach sind, wenn man innerlich aufgewühlt ist. Es braucht richtig Disziplin und Anstrengung, um den inneren Druck auszuhalten, der bei intensiven Gefühlen aufkommt, anstatt ihn einfach abzulassen. Auch ein Gefühl nicht einfach runterzuschlucken, bloß um einer Diskussion aus dem Weg zu gehen, braucht Mut und Kraft.

Was eine Beziehung von dieser Anstrengung hat:

Wozu lohnt sich das Ganze? Kümmern sich zwei Partner gut um ihre eigenen Gefühle, kann man sich dem anderem mit seinen Gefühlen eher zumuten. Man weiß dann: Der Partner kann das händeln. Ich werde nicht abgeschmettert oder abgewertet und der andere versucht auch nicht, meine Aussage umzudrehen oder kleinzureden.

In solch einer Atmosphäre mag man sich natürlich viel mehr mit seinem Innendrinkram zeigen. Partner kommen sich dann sehr nahe und fühlen sich einander verbunden. Es entsteht ein Empfinden von Angenommen-werden:

„Ich darf so sein, wie ich bin - mit all meinen Ecken und Kanten.“

Wer so fühlt, der fühlt sich vom anderen geliebt. Und ist das schlussendlich nicht eine Sehnsucht, wonach die meisten Menschen in ihrer Partnerschaft suchen?

Kategorien: Beziehungsdünger

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Von Petra Nordhaus - Als Beziehungscoach & Paartherapeutin helfe ich Menschen, in Liebesdingen klarer zu sehen